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Als jedoch 1941 rumänische und deutsche Truppen Czernowitz
besetzten, wurden die Juden in das örtliche Ghetto gezwungen.
Celans Eltern wurden 1942 in ein Lager in Transnistrien deportiert.
Dort starb sein Vater an Typhus und seine Mutter wurde
erschossen.
Die Deportation und der Tod seiner Eltern hinterließen tiefe
Spuren in Paul Celan. Er litt für den Rest seines Lebens unter dem
Gefühl, seine Eltern im Stich gelassen zu haben.
In seinen Gedichten sind zahlreiche Verweise auf dieses Trauma
zu finden.
Von 1942 bis 1943 wurde Celan in verschiedenen rumänischen
Arbeitslagern festgehalten und musste Zwangsarbeit im
südmoldauischen Straßenbau leisten.
Nach der Befreiung kehrte Celan im Dezember 1944 nach
Czernowitz zurück und nahm sein Studium wieder auf.
1945 übersiedelte Celan nach Bukarest, um zu studieren und danach
arbeitete er dort als Übersetzer und Lektor.
1947 floh er über Ungarn nach Wien und siedelte 1948 nach Paris über.
1947 erschien Der Sand aus den Urnen, sein erster Gedichtband, der
zunächst keine Beachtung fand.
Im Mai 1948 begegnete Celan in Wien Ingeborg Bachmann, mit der ihn
Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre ein
Liebesverhältnis verband, das im Oktober 1957 bis Mai 1958 in Paris
wieder aufgenommen wurde. Diese Beziehung wird durch Celans
Tagebücher und den postum veröffentlichten Briefwechsel zwischen
Bachmann und Celan bestätigt (Herzzeit, 2008).
1952 heiratete er die Künstlerin Gisèle Lestrange.
1952 erschien sein Gedichtband Mohn und Gedächtnis mit dem Gedicht
Todesfuge.
1960 wurde er mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet.
Celan wurde mehrmals in psychiatrische Kliniken eingewiesen,
einmal auch deswegen, weil er in einem Wahnzustand seine Ehefrau
mit einem Messer töten wollte.
Im November 1967 entschieden er und seine Frau, getrennt
voneinander zu wohnen. Sie blieben aber weiterhin in Verbindung.
Im Oktober 1969 unternahm Celan seine erste und einzige Reise nach
Jerusalem. Im Zentrum stand das Wiedersehen mit seiner aus
Czernowitz stammenden Jugendfreundin Ilana Shmueli. (Sag, dass
Jerusalem ist und Zeitgehöft).
Die Umstände und das Datum von Celans Tod sind nicht geklärt.
Vermutlich beging er am 20. April 1970 Suizid, indem er sich am
Pont Mirabeau in die Seine stürzte.
Zu Ehren des nachdichtenden Übersetzers stiftete der Deutsche
Literaturfonds 1988 den Paul-Celan-Preis für ebenfalls
herausragende Übersetzerleistungen.
Todesfuge
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der
schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes
Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er
pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der
schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes
Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den
Lüften da liegt man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und
spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind
blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum
Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in
die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und
trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der
Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein
Meister aus Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith
Analyse
Todesfuge thematisiert die nationalsozialistische
Judenvernichtung.
Es wurde zwischen 1944 und 1945 geschrieben und
erschien im Mai 1947 auf Rumänisch. 1952 wurde die
deutsche Fassung im Band Mohn und Gedächtnis.
Es handelt sich um eine Fuge, in der zwei Stimmen
einander gegenüber stehen: Das „Wir“ der Opfer, und
den „Er“ der Täterfigur.
Thematisch ist das Gedicht in vier Teile geteilt, die mit
dem Leitmotiv „Schwarze Milch der Frühe“ beginnen.
„Schwarze Milch der
Frühe“
Der Oxymoron ist die zentrale, leitmotivische
Metapher des Gedichts. Die (schwarze) Milch
spendet hier kein Leben, sondern wird zur
Verderben bringenden „Milch des Todes“.
„Frühe“ steht nicht für eine Tageszeit, sondern für
die unbestimmte Zone zwischen Leben und Tod.
Das Bild „Schwarze Milch der Frühe“ wird zum
Sinnbild des Holocausts.
„Das ist keine Redefigur und kein Oxymoron mehr,
das ist Wirklichkeit.“ (Celan)