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ESAME DI STATO DI LICEO LINGUISTICO - 2003
Tema di: LINGUA STRANIERA
TESTO LETTERARIO – LINGUA TEDESCA
(comprensione e produzione in lingua straniera)
Die runde Sprache des Reisens
Im zerstörten Nachkriegseuropa bot sich Italien als eines der ersten wieder möglichen Reiseländer
an. Es war geradezu wagemutig, Ende der 40er-Jahre bis in den Süden zu fahren. In Neapel lernte
ich Restaurants kennen, wo man über einem Querbalken Teig auslaufen ließ, ein Stück davon
abriss,
und es mit Kapern, Tomaten, Sardellen garnierte, das nannte man Pizza. Als ich vor meiner
Rückkehr in die Schweiz in Mailand noch einmal Pizza essen wollte, sagte man mir: Am besten
nehmen Sie die Straßenbahn, steigen an der Porta Veneto um, drei vier Stationen weiter finden Sie
ein Lokal, das Spezialitäten dieser Südländer serviert.
Die Pizza als exotische Spezialität – zu einer Zeit, als Espresso in Europa noch ein unbekanntes
Kaffeewort war und niemand begriffen hätte, was eine Spaghetteria bietet. Das sollte sich in den
Fünfziger Jahren ändern. Zudem: Die Pizza machte ihren Siegeszug nicht von Italien, sondern von
den USA aus; sie überquerte noch einmal den Atlantik, diesmal Richtung Alte Welt. Aber
andererseits waren ja die USA auch nicht auf direktem Weg zu ihren Kartoffeln gekommen; die
hatten von Südamerika einen Umweg über Europa gemacht, wo sie zunächst in Botanischen Gärten
gezogen wurden, bis sie mit Iren in die Neue Welt auswanderten.
Ja, Pflanzen wie auch Biere reisen – vieles, was wir als einheimische Natur lieben, ist das Ergebnis
von Zuwanderung und Migration. Solange ist es nicht her, dass ich auf einem Markt in einem
Amazonashafen nach dem Namen von Früchten fragte und mich erkundigte, wie man sie isst.
Früchte, die jetzt im nächsten Supermarkt zu haben sind. Und dass ein Vogel Strauß in einer Farm
am Zürcher See seine südafrikanische Heimat vergisst, ist auch neu. Doch das Exotische lockt nach
wie vor.